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Generalsuperintendent Kristóf Bálint

Generalsuperintendent
ev.

Grußwort zur Eröffnung der ökumenischen Märtyrer-Ausstellung


Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder in Christo,

wenn wir heute in einer Fußgängerzone nach Märtyrern frügen, so hörten wir vermutlich nur wenige an Fakten orientierte Antworten. Vermutlich würden wir gewahr, dass dieser Begriff in erster Linie mit Menschen in Verbindung gebracht wird, die die Islamisierung der Welt für erstrebenswertes Ziel halten und dafür auch nicht vor Selbstmordattentaten wie am 11. September 2001 in New York und am 16. Dezember 2016 an der KWG im Herzen Berlins zurückschreck(t)en.
Doch diese Form des Martyriums ist die Perversion des Begriffes und wird seiner Wortbedeutung nur als dunkler Seite eines Phänomens gerecht, dass mit dem eigenen Körper und ohne andere Menschen zu Schaden zu bringen als „Zeugnis des Glaubens“ zu übersetzen ist.

Diesen Unterschied in der Bewertung hat die vom Nordwind-Festival 2017 initiierte Ausstellung eines dänischen Künstlerkollektivs unweit von hier, in Berlin-Kreuzberg, sträflich vernachlässigt und Märtyrer wie Maximilian Kolbe und Martin Luther King mit vorgeblichen Märtyrern wie einem der Attentäter im Pariser Konzertsaal Bataclan gleichgesetzt.

Doch was sind Märtyrer wirklich? Märtyrer bezeugen mit Ihrem Leben und überzeugen mit guten Taten. Eine Tat, die andere verletzt, demütigt oder ihn/sie um sein/ihr Leben bringt, ist per se keine gute Tat, auch wenn Sie von geistlichen Führern als solche bezeichnet werden sollten.
Wahres Martyrium ist das Zeugnis des Glaubens und eine der vier Grundwesenäußerungen christlichen Glaubens, neben Leiturgia, Koinonia und Diakonia. Lange bevor es den Islam überhaupt gab, bezeugten Menschen Ihren Glauben und standen mit ihrem, ausschließlich ihrem Leben für Ihren Glauben ein. Menschen, die den christlichen Glauben ablehnten, die ihn einzudämmen bzw. auszurotten versuchten, quälten gläubige Christen auf die bestialischsten Weisen und mussten mit ansehen, wie diese Menschen durch nichts von ihrem Glauben abließen und lieber den eigenen Tod auf sich nahmen als Ihrem Herrn Jesus Christus untreu zu werden.

Daraus entwickelte sich ein regelrechter Kult, der einzelnen Märtyrern die Fürsprache vor G'TT für Gläubige zusprach und sie in bestimmten Nöten anzurufen empfahl. Selbst Martin Luther soll 1505 bei seinem sogenannten „Blitzerlebnis“ nahe Stotternheim die Heilige Anna angerufen und ein Gelöbnis, Mönch zu werden, abgelegt haben, wenn er heil und lebend aus dem Gewitter käme.

In der Vergangenheit waren es vorwiegend Märtyrer und Heilige aus der Urkirche und den Jahrhunderten danach, die das Interesse der Gläubigen weckten und dabei entstand der Eindruck, dass je länger die Zeit des Martyriums zurücklag, die Vita der jeweiligen Person umso wundertätiger wurde.
Dass das nicht so sein muss, macht die heute eröffnete Ausstellung deutlich, denn sie rückt dankenswerter Weise Menschen in den Blick, die in der jüngeren Vergangenheit ihren Glauben mit ihrem ganzen Leben, ihrem Denken, Reden und Tun bezeugten. Menschen, die evangelisch, freikirchlich, katholisch oder orthodox waren und bei weitem keine übermenschlichen Kräfte besaßen. Ihnen eignete wie uns Angst und Zweifel, Unsicherheit und gleichzeitig dennoch ein fester Glaube daran, dass G'TT in den Schwachen, also ihnen selbst, seine Mächtigkeit erweist/ erweisen wird.

Gerade darin werden sie uns zu Weggefährten, deren Schrittmaß wir halten können. Sie sind mit Ihrem Leben Zeugen des Glaubens und ermutigen uns, auch mit unserem Denken, Reden und Tun auf den hinzuweisen, der sich in unserem schwachen Leben als wirkmächtig erweisen will.
Diese Ausstellung ist ein Blick zurück auf das Leben und die Zeugenschaft dieser Menschen. Sie bietet uns die Möglichkeit der Reflexion, wie oft wir selbst schon mit unseren Mitteln Christus bezeugten und ist zugleich die Zukunft eröffnende Perspektive, eine glaubhafte Zeugenschaft zukünftig zu leben: in allem was wir denken, reden und tun.

Möge der Allmächtige uns die Kraft geben, von der Anschauung zur eigenen Tat durchzudringen und Zeugen seiner Liebe in dieser Welt zu werden, die vergessen hat, dass sie G'TT vergessen hat.

In diesem Sinne wünsche ich uns eine anschauliche Ausstellung, die sich wie eine Folie auf unser Leben legt und uns fragen lässt, wo wird mein Zeugnis für Christus heute und jeden Tag unseres Lebens gebraucht?

Kristóf Bálint