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Bischof Hiob (Bandmann)

überbrachte das Grußwort für Metropolit Mark (Arndt), Erzbischof
ru.-orth.

Grußwort zur Eröffnung der ökumenischen Märtyrer-Ausstellung


Christenverfolgung – davon kann die Russische orthodoxe Kirche ein Lied singen! Eine der blutigsten und systematischsten Verfolgungen in der Geschichte des Christentums wurde von den Bolschewiken nach ihrer gewaltsamen Machtergreifung in den Ländern der Sowjetunion losgetreten.

Viele mutige Kirchenmänner und -frauen boten diesem Wahnsinn damals die Stirn und sangen das Lied des stillen Widerstands – wie die Lieder, die tagelang aus dem Bergwerks-Schacht in Alapaevsk erklangen, in den man mit den Familienangehörigen der Romanovs auch die deutsche Prinzessin von Hessen- Darmstadt und orthodoxe Nonne Elisabeth geworfen hatte, nebst zweier Handgranaten.
Über 200 Bischöfe, mindestens 60 000 Priester und unzählige Gläubige fielen allein dem sog. „Gottlosen Jahrfünft“ (Безбожная пятилетка) von 1932 an zum Opfer. Das Christentum auszurotten, blieb auch bis zum Ende ihrer Herrschaft das erklärte Ziel der Kommunistischen Partei.

Im Zweiten Weltkrieg kam Stalin jedoch zu dem Schluss, dass die Kirche auch ein nützliches Propaganda-Werkzeug sein könnte und der Glaube das Volk im Widerstand gegen die deutschen Invasoren zusammenschweißte. Daraufhin wurde die Kirchenleitung von der Staatsgewalt unter Kontrolle und Abhängigkeit gestellt, ohne dass damit die Verfolgung der Kirche beendet gewesen wäre. Das Moskauer Patriarchat musste fortan im In- wie im Ausland das Lied der Bolschewiken singen: die Vorzüge des Sozialismus und die Freizügigkeit der Kirche in der Sowjetunion anpreisen. Von Neumärtyrern und Unterdrückung durfte keine Rede sein.

Die Russische Orthodoxe Auslandskirche, die von russischen Bischöfen in der Emigration in Karlowitz in Serbien formiert wurde, ihren Sitz nach dem Krieg zeitweise in München und schließlich in New York hatte, hat dagegen von Anfang an sowohl die menschliche Tragödie als auch die geistliche Dimension der Kirchenverfolgung im sozialistischen Ostblock ausgesprochen und das Andenken der Neumärtyrer hochgehalten und besungen.
Erst auf dem Lokalkonzil vom Jahre 2000 ist das Moskauer Patriarchat offiziell mit der Anerkennung und Verherrlichung der Neumärtyrer und Bekenner Russlands nachgezogen. Heute singt die ganze Russische Orthodoxe Kirche das Lied der Neumärtyrer (wie zu Anfang gesagt). Unser Heiligen- und Festkalender ist voll von ihren Gedenktagen, wir werden zum singen von Hymnen und beten angeregt.
Die Geschichte des 20. Jahrhunderts zeigt uns, zu welcher totalitären Brutalität der Mensch immer wieder fähig ist, aber auch, welchen tiefen Glauben und welche Leidensfähigkeit u.a. das russische Volk auszeichnen.

Es ist mir daher eine Ehre und eine Freude, an der Eröffnung dieser Ausstellung teilnehmen zu dürfen und das Gedenken der Neumärtyrer der Russischen Kirche im Reigen aller Neumärtyrer des 20. Jahrhunderts mitbestaunen zu können.

Nur wir Christen verstehen, dass Märtyrer Zierde und Auszeichnung eines Volkes, der Ruhm einer jeden Kirche sind. So wie Christus die Bosheit und Gewalttätigkeit der Menschen durch sein geduldiges Leiden und seine ungebrochene Liebe, der Schwachheit und dem Tode zu Trotz, besiegt hat, so haben die Märtyrer ihrem Tode zu Trotz, ja durch ihren Tod den christlichen Glauben verteidigt und bezeugt.

„An den Früchten sollt ihr sie erkennen“ – Die Früchte der Märtyrer sind wir, sind die Scharen Gläubigen, die heute in Russland die wieder blühende Kirche ausmachen – die Christen, die, durch den Mut ihrer Vorfahren gestärkt, auch für die nächste sicher kommende Prüfung ihres Glaubens gerüstet sind.

Vielen Dank.